1950-1979

Das erste Tanklöschfahrzeug

Auf Betreiben von Richard Dauth, der ein Jahr noch Kriegsende die Wehrleitung von Ludwig Mang übernahm, wurde durch den Stadtrat im Jahr 1952 der Erwerb eines neuen, modernen Löschfahrzeuges beschlossen. Als Ersatz für das im vorigen Jahr an die Feuerwehr Homburg/Saar zurückgegebene Gerät wurde zum Preis von 36.000,- Mark ein Tanklöschfahrzeug TLF 16 der Marke Magirus angeschafft. Das von einem luftgekühlten 90-PS-Dieselmotor angetriebene Automobil verfügte neben einer Feuerlöschkreiselpumpe mit 1.500 Litern Pro Minute Förderleistung über einen 2.400 Liter fassenden Wassertank, sowie einen kleineren Schaummitteltank, mithilfe dessen auch eine Bekämpfung von Öl- und Benzinbränden ermöglicht wurde. Insbesondere der mitgeführte Vorrat an Löschmitteln versetzte die Feuerwehr Grünstadt erstmals in die Lage, künftig noch schneller und wirksamer Hilfe leisten zu können, da bislang der Aufbau einer Wasserversorgung aus Hydranten oder Gewässern mitunter einen relativ langen Zeitraum in Anspruch nahm. Das TLF 16 war in den folgenden fünfzehn Jahren wichtigstes Einsatzgerät der Feuerwehr Grünstadt.

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Feierliche Taufe des Magirus-Tanklöschfahrzeuges 1952

 

Im Zuge des Wiederaufbaues der Wehr wurde im Jahr 1956 – ebenfalls von der Firma Magirus – eine zusätzliche Tragkraftspritze TS 8/8 mit 800 Litern pro Minute Förderleistung angeschafft. Durch das Vorhandensein einer weiteren Motorspritze war der Aufbau und Betrieb einer längeren Wasserversorgungsleitung genauso möglich, wie die breitere und wirksamere Feuerbekämpfung bei größeren Bränden.

Im Gegensatz zu heute war die Vorhaltung einer vollständigen persönlichen Ausrüstung für jeden aktiven Feuerwehrmann damals keine Selbstverständlichkeit. Die Wehrleitung richtete deshalb in den fünfziger Jahren ein besonderes Augenmerk auf die Komplettierung der Schutzausrüstung, sowie die Erneuerung der teilweise noch aus Kriegszeiten stammenden Einsatzkleidung. Gleichzeitig wurden die Wehrangehörigen mit Dienstuniformen ausgestattet, um auch bei Anlässen außerhalb von Einsätzen einheitlich auftreten zu können.

Im Rahmen einer Beschaffungsaktion des Landes Rheinland-Pfalz gelang es 1955 der Grünstadter Wehr, ein weiteres Tragkraftspritzenfahrzeug zu erwerben. Das auf der Grundlage eines Volkswagen-Kombi ausgebaute Fahrzeug verfügte über eine seitlich eingeschobene Tragkraftspritze TS 8/8 und war zur Beförderung einer dreiköpfigen Truppbesatzung ausgelegt. Der zur Entlastung und Unterstützung des Tanklöschfahrzeugs angeschaffte Wagen hat sich sodann bei den immer zahlreicher werdenden Einsätzen in den folgenden Jahren bestens bewährt.

Die Feuerwehr feiert ihr hundertjähriges Bestehen

Im Vorfeld des hundertjährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Grünstadt im Jahre 1960 wurden durch den Stadtrat nochmals Gelder zum Erwerb zweier weiterer Feuerwehrfahrzeuge in den Haushalt eingestellt. Hauptziel dieser Entscheidung war es, den Fuhrpark auf eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Grundlage zu stellen, um für eine längere Zeit die Anschaffung von Neufahrzeugen zu vermeiden. Gleichzeitig sollten die immer höher werdenden Aufwendungen für die Reparatur und Unterhaltung der bis dahin vorhandenen veralteten Gerätschaften gesenkt werden. So war insbesondere der seit 1936 eingesetzte, im Krieg arg beschädigte Ford-BB-Mannschaftswagen in einem Zustand, der einen weiteren Betrieb nicht mehr vertretbar erscheinen ließ. Für die aus dem Jahr 1894 stammende alte Holzleiter war es höchste Zeit, durch eine für die damaligen Verhältnisse moderne Kraftfahrdrehleiter DL 18 ersetzt zu werden. Der auf einem Opel-Fahrgestell montierte Leitersatz von Magirus wurde mittels Handkurbeln betrieben und ermöglichte eine maximale Steighöhe von 20 Metern. Als Ersatz für das 24 Jahre alte Löschgruppenfahrzeug wurde ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF 8 auf der Basis eines Ford-Kombi FK 1250 bestellt, das neben seiner feuerwehrtechnischen Beladung auch zum Transport einer sechsköpfigen Löschstaffel geeignet war. Die beiden neu erworbenen Fahrzeuge – Drehleiter und Tragkraftspritzenfahrzeug – wurden im Rahmen der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Grünstadt am 11. Juni 1960 vor einer Schauübung auf dem Luitpoldplatz ihrer Bestimmung übergeben.

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Übergabe der neuen Fahrzeuge auf dem Luitpoldplatz 1960

 

Während noch zu Beginn der sechziger Jahre die Grünstadter Wehr nur rund ein Dutzend mal im Jahr ausrücken musste, erhöhte sich in den folgenden Jahren die Zahl der Einsatze ständig. Dies wog in erster Linie auf die vermehrte Erschließung von Neubaugebieten und den damit verbundenen deutlichen Anstieg der Bevölkerung Grünstadts zurückzuführen. Durch die rasant zunehmende Motorisierung und Technisierung verlagerte sich das Aufgabenfeld der Feuerwehr mehr und mehr in den Bereich der technischen Hilfeleistung, insbesondere bei Kraftfahrzeugunfällen. Wegen der unmittelbaren Lage Grünstadts an der Bundesautobahn 6 Mannheim – Saarbrücken war es in dieser Zeit keine Seltenheit, dass die Grünstadter Wehrleute bei schweren Verkehrsunfällen und anderen Schadensereignissen auf der Autobahn in westlicher Richtung bis fast nach Kaiserslautern gerufen wurden, während in östlicher Richtung für die Betreuung des Autobahnabschnitts ab Frankenthal in den Kameraden der dortigen Feuerwehr eine leistungsfähige Einheit zur Verfügung stand.

Die Einsatzzahlen steigen

Durch die zunehmende bauliche und infrastrukturelle Entwicklung Grünstadts und seines Umladendes in den sechziger Jahren und den damit verbundenen Anstieg der Risiken entstand die Notwendigkeit, den Fahrzeug- und Gerätepark zu erweitern. Im Jahr 1962 wurde der Feuerwehr Grünstadt im Rahmen des Katastrophenschutzes vom damaligen Landkreis Frankenthal ein VW-Kombi als Funkkommandowagen zur Verfügung gestellt: die drahtlose Nachrichtenübermittlung mittels Sprechfunk hatte bei der Grünstadter Wehr Einzug gehalten.

Durch die immer häufigere Alarmierung der Feuerwehr bei Verkehrsunfällen und ähnlichen Schadensereignissen auf der Autobahn und den Straßen in und um Grünstadt war die Anschaffung eines Unfallhilfswagens geboten. Das auf der Basis eines Ford-Kombi FK 1000 ausgebaute Fahrzeug war mit den wichtigsten technischen Arbeitsgeräten wie Trennscheibe und Schneidgerät versehen und stellte zu dieser zeit einen wichtigen Bestandteil im Fuhrpark der Grünstadter Wehr dar.

Im Jahr 1966 gab Richard Dauth nach zwanzig Jahren die Funktion des Wehrleiters an Herbert Gustavus ob, der seitdem die Zügel der Grünstadter Wehr in der Hand hält. Während Dauth seine Aufgabe, die Wehr noch dem Kriege wieder aufzubauen unter der Anerkennung aller verwirklicht sah, war es die Maxime des neuen Wehrleiters, den Gerätepark den immer mehr steigenden Anforderungen sowohl in qualitativer, als auch in quantitativer Hinsicht anzupassen.

Neue Fahrzeuge für die Feuerwehr

Im Jahre 1967 wurde das allmählich in die Jahre kommende Magirus-Tanklöschfahrzeug durch den Erwerb eines neuen, von der Firma Ziegler hergestellten TLF 16/25 entlastet. Das auf einem Mercedes-Benz-Fahrgestell gebaute Löschfahrzeug wurde bis 1988 bei Bränden eingesetzt.

Durch die Eingemeindung der Nachbarorte Asselheim und Sausenheim im Juni 1969 wurden die dortigen Tragkraftspritzenfahrzeuge in den Gerätepark der Feuerwehr der Stadt Grünstadt eingegliedert. Die Wehrangehörigen der beiden Ortsteile wurden in den Personalbestand der zentralen Wehr übernommen. Besonders erfreulich war in diesem Zusammenhang, dass die Integration der Vorortwehren aufgrund der bereits vorher gepflegten Kameradschaft und gegenseitigen Unterstützung im wesentlichen ohne Schwierigkeiten klappte.

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Die Feuerwehren Asselheim (oben) und Sausenheim (unten) – hier auf
Bildern aus alter Zeit- wurden 1969 in die Grünstadter Wehr eingegliedert

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Im Sommer des Jahres 1969 bezog die Grünstadter Feuerwehr ihr neues Gerätehaus am Nordring, nachdem die Stadt ein entsprechendes Gelände von der Familie Siebert erworben hatte. Der Bau einer neuen Feuerwache wurde erforderlich, weil das bisherige Gerätehaus an der Jakobstraße für die erheblich gestiegene Anzahl der Gerätschaften keinen ausreichenden Platz mehr bot und zudem die Substanz des Gebäudes veraltet war. Das neu ausgebaute Gerätehaus wurde mit einer Grundfläche von über 1.300 Quadratmetern errichtet und bot damit die Voraussetzung, auch künftig dem steigenden Bedarf an Fahrzeugen und Geräten gerecht zu werden.

Wie bereits erwähnt, verlor die eigentliche Brandbekämpfung in den Nachkriegsjahren im Verhältnis zu den übrigen Aufgabenbereichen der Feuerwehr zunehmend an Bedeutung. Im weit gespannten Sachgebiet der technischen Hilfe hatte sich der Unfallhilfswogen schon in zahlreichen Einsätzen bewährt, als die vermehrte Einsatztätigkeit in einem dritten Aufgabenfeld der Feuerwehr, dem Chemieschutz, die Wehrleitung dazu zwang, im Jahre 1971 ein weiteres Spezialfahrzeug anzuschaffen. Der zur Abwehr von Gefahren, die von chemischen Produkten ausgehen, konzipierte Gerätewagen auf der Basis eines Ford Transit war vornehmlich zur Beseitigung und Unschädlichmachung von ausgelaufenem Öl gedacht.

Ende des Jahres 1972 bzw. zu Besinn des Jahres 1973 gelang der Feuerwehr Grünstadt auf Beschluss des Stadtrates die Anschaffung zweier Großfahrzeuge, die die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweiterten und verbesserten. Zunächst wurde von der Firma Metz, Karlsruhe, eine moderne Kraftfahrdrehleiter DL 30 mit hydraulischem Antrieb erworben. Ausschlaggebend für den Ankauf war der Umstand, dass in Grünstadt mehrgeschossige Häuser gebaut werden sollten, deren Dächer nicht mehr von der älteren Leiter mit 20 Metern Steighöhe erreicht werden konnten. Außerdem war der manuelle Antrieb des bisherigen Leitersatzes ein mühseliges und zeitraubendes Unterfangen. Das damals zwölf Jahre alte Fahrzeug wurde an die Feuerwehr Deidesheim abgegeben, von wo es die Feuerwehr Grünstadt Anfang des Jahres 1985 zurück erwerben konnte, nachdem es dort ausgemustert worden war.

Kurz noch der Anschaffung des neuen Drehleiterfahrzeugs konnte zu Beginn des Jahres 1973 ein Löschgruppenfahrzeug mit Zusatzbeladung für technische Hilfeleistung in Dienst gestellt werden. Es diente unter anderem Als Ersatz für den Unfallhilfswagen und war zur Verstärkung des Tanklöschfahrzeugs bei größeren Bränden gedacht, nachdem das im Jahr 1952 erworbene Magirus-Tanklöschfahrzeug veräußert worden war. Das HLF 16 bewährte sich in den kommenden Jahren bis heute als wichtigstes Einsatzfahrzeug auf dem Gebiet der technischen Unfallhilfe.

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Alarmübung am Kreiskrankenhaus Grünstadt 1969

Die «stille» Alarmierung wird eingeführt

Im Juni des Jahres 1975 ertönten bei den Grünstadter Wehrmännern erstmals die Piepser. Die kleinen, handlichen Funkalarmempfänger dienten dazu, die Feuerwehrleute zu den immer häufigeren Einsätzen zu rufen, ohne dass der Bevölkerung – wie bisher – jedes mal beim Aufheulen der Alarmsirenen der Schrecken in die Glieder fuhr. Schließlich lag die jährliche Belastung in dieser Zeit schon bei über 70 Einsätzen. Wenngleich nicht zu allen Gefahrenlagen die Sirene ertönte, war die Einführung der stillen Alarmierung dringend geboten. Die Alarmempfänger, die die Wehrmänner ständig mit sich tragen, haben sich nach der Überwindung von Anfangsschwierigkeiten sehr bewährt und sind aus dem heutigen Alarmierungskonzept der Feuerwehr nicht mehr wegzudenken. Ebenfalls noch im Jahr 1975 wurden die Dienstuniformen vollständig durch neue ersetzt und damit den Anforderungen des damals neu gefassten Brandschutzgesetzes angepasst.
Im Jahre 1976 schafften sich die Angehörigen der Grünstadter Wehr aus ihrer Kameradschaftskasse einen gebrauchten Mercedes-Lkw mit kippbarer Pritsche an. Auf der Ladefläche des elf Tonnen schweren Fahrzeugs wurde in Eigenleistung ein 5000 Liter fassender Löschwassertank installiert, an den eine Feuerlöschkreiselpumpe mit 800 Litern pro Minute Förderleistung angeschlossen wurde. Dieses so entstandene Tankfahrzeug sollte sich in den folgenden Jahren bei Waldbränden genauso bewähren, wie auf Versorgungsfahrten bei Wassernotständen in einigen Umlandgemeinden. Der Wagen wurde sechs Jahre später dem städtischen Bauhof übergeben, nachdem aus Bestanden der Bereitschaftspolizei des Landes Rheinland-Pfalz ein ähnliches Pritschenfahrzeug im Rahmen des Katastrophenschutzes zur Verfügung gestellt wurde.
Der bisherige Gerätewagen für Öleinsätze wurde 1978 durch ein neues Fahrzeug ersetzt. Das neue Feuerwehrfahrzeug ist nicht nur gewichtsmäßig mehr als doppelt so groß, sondern eröffnet auch ein breiteres Anwendungsspektrum auf zahlreichen Gebieten des Chemieschutzes. Während das frühere Gefährt im wesentlichen nur Gerätschaften zur Beseitigung von Öl in sich barg, können mit dem neuen Gerätewagen auch Säuren, Laugen und andere Schadstoffe beseitigt und unschädlich gemacht werden. Durch seine umfangreiche und hochwertige Bestückung kommt der Gerätewagen weit über die Stadtgrenzen hinaus in den Einsatz.